Inverness und der Great Glen Way

Tag 1: Anreise nach Inverness und erste Eindrücke von der Stadt

Der Great Glen Way ist neben dem West Highland Way der bekannteste Wanderweg in Schottland. Er führt von Fort William entlang des Caledonian Canal durch das namensgebende Great Glen bis nach Inverness. Der Wanderweg kommt dabei an mehreren Seen vorbei. Oder „Lochs“, um den schottischen Begriff zu verwenden. Insbesondere auch am berühmten Loch Ness.

Für meinen Urlaub habe ich eine knappe Woche Zeit, wobei ich drei Tage für die Wanderung einzelner Etappen des Great Glen Way verwenden möchte und den Rest, um Inverness zu erkunden. Wahrscheinlich wäre der West Highland Way die landschaftlich beeindruckendere Wahl gewesen, aber ich habe mich erst einmal für den Great Glen Way entschieden, da hier eine Überlandbuslinie entlang der Wegstrecke führt. Ich kann also die ganze Zeit über mein Hotelzimmer in Inverness haben und fahre dann mit dem Bus zu den einzelnen Etappen-Startpunkten hin. Ich muss so nicht jeden Tag an einem anderen Ort übernachten, ich muss nicht die ganze Zeit mein komplettes Gepäck schleppen und ich kann die Annehmlichkeiten von Inverness jeden Abend nutzen. Die kleineren Orte am Great Glen Way verfügen nämlich oft nur über eine spärliche touristische Infrastruktur.

Die Reise habe ich im März 2024 gemacht. Der erste Tag diente der Anreise. Mit dem Flugzeug über Amsterdam und dann nach Inverness. Der Kontrast zwischen den Flughäfen Amsterdam und Inverness könnte größer nicht sein. Amsterdam ist ein riesiger internationaler Flughafen, während man in Inverness direkt neben einer Schafherde landet.

Nach der kurzen Busfahrt vom Flughafen ins Zentrum von Inverness gab es erst einmal einen Kaffee. Das „Perk Coffee + Doughnuts“ in der Church Street bietet wirklich grandiose Doughnuts an. Nach dieser Stärkung und dem Check-In im Hotel war noch genügend Zeit, um die ersten Eindrücke von Inverness zu sammeln.

Tag 2: Great Glen Way – Etappe von Fort Augustus nach Invermoriston

Meine erste Etappe auf dem Great Glen Way startet in Fort Augustus ziemlich genau auf der Mitte des gesamten Weges. Fort Augustus ist bei Touristen beliebt und verfügt über eine breite Auswahl an Restaurants und Cafés. Sehenswert ist hier die Schleusentreppe, über die der Caledonian Canal in mehreren Stufen seinen Weg hinab zum Loch Ness findet.

Invermoriston, das Ziel dieser Etappe, hat hingegen wenig zu bieten. Ein Restaurant im Glenmoriston Arms Hotel und einen Community Shop. Das war’s dann auch schon. Da ich nach Ankunft in Invermoriston leider noch zweieinhalb Stunden auf meinen Bus zurück nach Inverness warten musste, habe ich es mir auf einer öffentlichen Picknick-Bank neben dem Community Center gemütlich gemacht. Essen und Trinken hatte ich noch ausreichend im Rucksack dabei. Zudem hatte ich durch die Wartezeit noch Gelegenheit, mir den Fluss Moriston mit Wasserfall und die zugehörigen Brücken anzusehen.

Diese Etappe bin ich am 17.03.2024 gelaufen. Für die 11,8 km habe ich inklusive Pausen und Foto-Stopps 3:16 h gebraucht. Aufgrund von Forstarbeiten war die hohe Route dieser Etappe gesperrt. Ich bin daher tiefe Route gelaufen; diese hat nur etwas über 200 Höhenmeter, während es über die hohe Route ungefähr 480 Höhenmeter gewesen wären.

Einen Walk Report mit mehr Informationen zu dieser Etappe und auch der Busverbindung gibt es hier:

https://www.walkhighlands.co.uk/Forum/viewtopic.php?f=9&t=123709

Tag 3: Great Glen Way – Etappe von Invermoriston nach Drumnadrochit (Lewiston)

Nach Übernachtung in meinem Hotel in Inverness habe ich die Strecke wieder in Invermoriston aufgegriffen. Die heutige Etappe führte dann nach Drumnadrochit oder in meinem Fall nur bis Lewiston, dem Ort direkt vor Drumnadrochit. Ich war am Ende so geschafft, dass ich auf die letzten zwei Kilometer verzichtet und bei der erstbesten Bushaltestelle auf den Bus zurück nach Inverness gewartet habe. In diesem Fall dann keiner der Überlandbusse sondern regulärer Linienverkehr der Stadt Inverness.

Diese Etappe bietet wieder eine hohe und eine niedrige Route. Hier gab es aktuell aber keine Forstarbeiten, die mich in meiner Wegwahl eingeschränkt hätten. Also selbstverständlich die hohe Route genommen. Diese führt über den höchsten Punkt des Great Glen Way und so konnte ich bei trockenem und teilweise sogar sonnigem Wetter einige beeindruckende Ausblicke auf den Loch Ness genießen. Nur der starke Wind war teilweise schon etwas unangenehm.

Auf diese Etappe bin ich 21 km gelaufen und habe dafür 7:12 h benötigt. Mit dem höchsten Punkt des gesamten Great Glen Way hat diese Etappe insgesamt etwa 740 Höhenmeter.

Tag 4: Pausentag ohne Wanderung aber dafür mit Stadtrundgang in Inverness

Nach den ersten zwei Etappen auf dem Great Glen Way wollte ich meinen Füßen heute eine Pause gönnen. Also keine lange Strecke, stattdessen lieber ein Rundgang in Inverness und den einen oder anderen Kaffee. Nach „Eggs Benedict“ zum Frühstück ging es am River Ness entlang zunächst zur Inverness Cathedral und dann dem Fluss weiter folgend bis zum Botanischen Garten von Inverness.

Klein aber fein mit einigen Außenanlagen und zwei Gewächshäusern: dem Kakteenhaus und einem tropischen Gewächshaus. Im angeschlossenen Café habe ich mir einen „Empire Biscuit“ gegönnt; das entspricht ungefähr dem, was man hierzulande als „Hanseat“ kennt, nur dass der Zuckerguss lediglich weiß und nicht rot-weiß ist.

Nach einer kurzen Stippvisite bei der Tomnahurich Swing Bridge ging es über die Ness Islands und dann auf der anderen Seite des River Ness wieder zurück zum Inverness Castle. Der Weg von der Tomnahurich Swing Bridge bis zum Inverness Castle ist übrigens das letzte Stückchen des Great Glen Way. Also bin ich heute doch auf dem Great Glen Way gelaufen!

Für den nächsten Kaffee dann nochmal zurück zur Kathedrale, um das Café im Nebengebäude der Kathedrale zu besuchen. Nach dieser Stärkung noch etwas Stöbern in Leakey’s Bookshop. Wer sich für alte Bücher interessiert, ist hier gut aufgehoben. Ansonsten früh ins Bett, um morgen für die nächste Etappe fit zu sein.

Tag 5: Great Glen Way – Etappe von Invergarry nach Fort Augustus

Sinnvollerweise hätte ich mit der nächsten Wanderung eigentlich die Etappe von Drumnadrochit bis nach Inverness machen sollen, um damit die nördliche Hälfte des Great Glen Way zu komplettieren. Allerdings ist diese Etappe über 30 Kilometer lang. Das war mir dann doch zu viel. Ich habe mich alternativ dafür entschieden, das Wegstück zu absolvieren, welches vor Fort Augustus kommt. Der Startpunkt der Etappe war dann in Invergarry in der Nähe des Invergarry Hotel.

Der Vorteil dieser Etappe liegt darin, dass sie nach anfänglichem Auf und Ab dann parallel zum Caledonian Canal und dem daneben verlaufendem River Oich verläuft. Das bedeutet, diese Etappe ist im wesentlichen flach. Auf dem breiten und bequemen Weg neben dem Kanal kann man also ganz gut Strecke machen.

Insgesamt bin ich 13,2 km gelaufen und habe dafür 4:14 h benötigt.

Tag 6: Noch ein Stadtrundgang und abends zwei Whisky

Heute nochmal die Zeit genutzt, um Inverness weiter zu erkunden. Zunächst ging es bei reichlich stürmischen Wetter zum Carnarc Point am nördlichen Ende von Inverness. Dort hat man einen guten Blick auf die Kessock Bridge. Der Wind hat das Wasser aufgewühlt, und das Wetter hat mir noch einen Regenbogen gezeigt.

Über das Merkinch Local Nature Reserve und mit einem kleinen Schlenker am Caledonian Canal entlang ging es wieder ins Stadtzentrum, um dieses weiter zu erkunden. Abends gab es ein deftiges Chili und einen Tequila beim Mexikaner „EscoBar“ und danach noch zwei Whisky im „The Malt Room“. Mein Tipp für Leute, die Whisky mit Sherry- oder Port-Finish mögen: Tullibardine.

Tag 7: Verlängerung um einen Tag mit Spaziergang auf dem Tomnahurich Cemetry Hill

Mein eigentlich für heute geplanter Rückflug wurde wegen schlechtem Wetter abgesagt und um einen Tag verschoben. Im Wesentlichen habe ich mir schon alles in Inverness angeschaut. Diese ungeplante Verlängerung konnte ich dann dazu nutzen, mir noch den Tomnahurich Cemetry Hill anzusehen.

Der Friedhof liegt auf dem Hügel „Tomnahurich“; viele der Gräber sind Familiengräber und die alten Grabsteine erzählen mit ein paar Sätzen die jeweilige Familiengeschichte. Das älteste Grab, das ich gesehen habe, war von 1865.

Von der nördlichen Spitze des Hügels hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt Inverness und insbesondere auch auf die Kessock Bridge in der Ferne. Da der Friedhofshügel in direkter Nähe vom Botanischen Garten liegt, bin ich dort nochmal auf einen Kaffee eingekehrt. Zurück wieder entlang des River Ness und noch eine letzte Runde durch die Stadt gedreht, bevor es am nächsten Tag dann wirklich nach Hause ging.

Tag 8: Rückreise und weitere Planung

Mit einem Tag Verzögerung ging es dann heute zurück. Mit dem Linienbus zum Flughafen gefahren und dort dann auf den Abflug gewartet. Alles unspektakulär.

Aber was ist noch zu tun: Die letzte Etappe von Drumnadrochit bis nach Inverness sowie der Anfang des Great Glen Way mit den Etappen von Fort William bis nach Gairlochy und weiter von Gairlochy nach Invergarry sind noch offen. Das letzte Stück lässt sich eventuell mit einer Motorrad-Tour auf der North Coast 500 (NC500) kombinieren, da deren Start- bzw. Endpunkt ebenfalls in Inverness ist. Für den ersten Teil des Great Glen Way bietet sich vermutlich Spean Bridge als Standort an. Mal schauen, wann ich die fehlenden Etappen nachhole.